Hochzeitsreise an die Amalfiküste



Noch kein England, aber die Amalfiküste will ich hier kurz porträtieren. Wenngleich diese Bilder schon 2004 entstanden, wird diese Gegend an Charme nichts verloren haben.
Wir hatten damals ein kleines Hotol in Praianao gebucht, dem Ort neben den JetSet-Orten, der sich weniger  Beliebheit erfreute, weil man hier direkt an der Steilküste lebte. Zum Meer und zu den eigentlichen Wohnhäusern kam man in schmalen Wegen zwischen den Grundstücken, die nicht mal durch Autos befahrbar waren. Man hilft sich hier seit Jahrhunderten mit Eseln aus, die alles transportieren können, was schwerer ist. Ansonsten geht man zu fuß. Und so sieht man nicht einen Ortseinsässigen mit Übergewicht oder Krampfadern...

In unserem Hotel kochte noch der Senior selbst - manchmal nur. Und man musste sich auch anmelden. Aber das Essen war typisch italienisch und die Zutaten aus dem eigenen Garten.
Zum Abend gingen wir immer zu einem Hotel am Ortsrand. Das vielbeschriebene Panorama der Amalfiküste war dort vom blauen Geländer der Terrasse so wunderbar postkartenecht zu sehen, dass ich es seither immer wieder in Reisekatalogen entdeckte. Sozusagen das Sinnbild, die Verkörperung allens, was man sich von dort verspricht, bot dieser Blick übers Meer.

Daneben dufteten die Myrthenbüsche in den Terrakottatöpfen. Und der Vorspeisenteller des Hauses war legendär.
So nett hatten die Bewohner der Steilküste ihre Aussenanlagen hergerichtet. Wärme und Trockenheit für Kakteen gab es an diesen Wänden hinunter zum Meer genug.
Der Strand allerdings war betoniert und sozusagen eben nicht vorhanden, denn es handelte sich um einen Befestigung von maximal 3 Metern entlang der Felsenkante, wo die Wellen tobten und mit brachialer Gewalt dagegenschwappten.
Ein Baden wäre da lebensgefährlich gewesen. Ganz anders in Positano, einige Kilometer zuvor, wo aber die Sternchen dieser Welt einkehren. Und das ist eben nicht das, was ich mir von Urlaub vorstelle. Deshalb konnte der bezaubernde Strand dort mich eben nicht betören, weil man auf dem Weg dort hin in jeder Boutique das Gefühl bekam, man gehöre ja nicht dazu.
Wollte ich ja gar nicht. Auch wenn ich es gekonnt hätte, hätten mir die eigenartigen Kreationen angesagter


Urlaubsmodenschöpfer - hergestellt in Asien aber mit überteuertem Preis - eben nicht gefallen. Dagegen - ein Paar handgefertigte Schuhe eines hiesigen Schusters hätte ich mir schon gern bestellt... Eher hatte es mir aber eine wilde Galeristin aus den Niederlanden  - oder war es Süddeutschland - angetan, die mit wenig Kunstkenntnis dort die angesagten Künstler Europas meistbietend verkaufen konnte. 
Auf den Wegen in den Städten immer wieder diese altehrwürdigen Eingänge.
Dahinter manchmal ein Zitronenplantage. Hier kaufte ich Seifen, die heute noch in meinen Schränke und unbenutz auf den Seifenschalen meiner Bäder liegen, weil sie so herzergreifend duften und schön aussehen.
Die modernen Künstler Italiens waren in Positano also weniger vertreten. Aber die 
Volkskunst, die sich in dieser Region in den großartigen Glasuren der Keramiken und Tonarbeiten zeigt, hatte ihren Raum entlang der Berghänge. Auf dem Weg nach Ravello und auch in dem Ort waren die Werkstätten zu erkunden - einfallsreiche, farbenfrohe Kunstwerke... In einer Werkstatt erzählte man mir sogar, dass das Geschirr, welches mir gefiel  - ich hätte mir damals vielleicht einen Teller gegönnt - als komplettes Service an Silvester Stallone ging. Das passte auch zu späteren Meldungen über den eher unbehauen wirkenden Kinohelden. Er hatte wohl eines seiner Origianlkunstwerke, in welchem Stroh verarbeitet war, was abzufallen drohte, kurzerhand selbst repariert, indem er das Stroh einfach selbst wieder anklebte. Ob das den späteren Wert des Kunstwerkes eher hebt oder senkt,
bleibt abzuwarten. Ravello jedenfalls beeindruckte mich mit allem, was es zu bieten hatte. Das Musikfestival in alten Mauern, alte mit moderner Kunst bestückte Klostermauern, die Gärten...
Hoch über dem Meer trohnt es und ist einfach nur schön. Keine Reklame stört. Alles wirkt echt und unverfälscht. Anders als in Positano verkehrte hier offensichtlich der wahre Geschmack, der echte Wertekenner und der wirkliche Kunstliebhaber. 
Die historischen Gärten waren für mich so beeindruckend ob ihrer historischen Anlage,


der riesigen uralten Palmen, der Kombinationen mit dem steinernen Gemäuer und der Düfte, dass ich bis heute davon schwärmen muss!
Hier sah ich meine erste Passionsblume im Freien. Hier wandelte ich zwischen Kunstwerken aus Zeiten des Mittelalters oder der Renaissance. Hier bekam ich Ideen für Bilder, die ich bis heute nicht alle verwirklichen konnte...
Die süße Schwere von Palmenduft, die sich zwischen den schmalen Wegen an uralten Mauern senkte, war so starkt, dass er mir


Kopfschmerz verursachte. Und dennoch will ich ihn nicht vergessen. Das große Glück dieser Reise, welches bis heute anhält - es war ja eine Hochzeitsreise und die Ehe hält seither mit ungetrübter Zuneigung - ich hoffe - nein ich weiß - beiderseits, dieses große Glück also schwingt bis heute nach. In jeder Minute, wenn ich an diese Reise denke. Sinnbild dafür ist oben gezeigtes Foto mit dem Blick in die neblige Ferne, mit den verwitterten Statuen - jede mit einem anderen Wissen über die Welt. Dort hatte ich das Gefühl, ich falle. Aber es war kein böses. Es war das Gefühl eines sicheren Herabschwingens. Auch ein Ort des Mystischen...




Ein anderer des Zusichfindens war der alte Pilgerweg zu einem verlassenen Kloster auf der Bergspitze bei Praiano. Am steilen Berg in der glühenden Sonne konnte man hier aufwärts wandern und alle paar Höhenmeter bot sich ein Ort des Gebets mit solchen Kacheln. Eine Möglichkeit des Verweilens, des Ausruhens, des Innehaltens. Auf diesem Weg sammelte ich Gebirgsblumen, die ich später gepresst in einem Kunstwerk verarebiten konnte. Blumen, die ich aus Deutschland nicht kenne. Viele Jahre hatte ich sie in dem Buch mit dem Titel "Irgendwas ist immer" vergessen, bis ich eines Tages ein Bild mit einem kleinen Einhorn im Kopf hatte, als ich sie wiederfand. Das eigenartige an diesem Weg und dem Verlassensein der Klostermauern war, dass man von Seiten Positanos aus - also der weltzugewandten Seite des Berges - auf ihn bis fast zur Spitze mit dem Auto hochfahren kann. Die schwierige Seite aber haben wir erklommen und uns danach sehr gut gefühlt...
Euer HomeWhite

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