Von rasenden Einhörnern

beschauliche Vorstadthäuser in Kingston upon Thames
Wie sind wir doch gehetzt in letzter Zeit. Nicht hetzen wir von selbst sondern wir werden es... oder?
14 Tage Urlaub werden teuer erkauft mit vorträglicher und nachträglicher Stresszeit. Sind wir das selbst? Oder ist unsere Zeit so hastig geworden? Mich würde interssieren, ob es den Menschen in anderen Ländern genau so geht. Vielleicht wollen meine kanadischen oder französischen Besucher sich dazu mal äußern?!!!
Gesehen habe ich in England, dass die Menschen mit der Metro aus London nach 18.00 Uhr und später abreisen - 1 Stunde bis anderthalb - um in ihre Vororte zu kommen. Bei großer Hitze in dem überfüllten Zug klappte eine schic gekleidete Frau meines Alters auf dem Bahnsteig zusammen. "She is hot", meinten die jungen Mädchen neben mir, womit sie wahrscheinlich meinten, dass sie überhitzt war und ihr Kreislauf nicht mehr mitmachte...
Was lobe ich mir meine Arbeit nebenan. Da ich auch so eine Kandidatin für Kreislaufprobleme bin, würde es mir sicherlich manchmal ähnlich gehen...
Geruhsam scheint es in einer Großstadt also nicht zuzugehen.
Die anderen positiven Erlebnisse oder Wahrnehmungen aus Londons Vororten: Will man sehr gut essen, so sollte man ein asiatisches Restaurant aufsuchen. Wir hatten in Kingson upon Thames direkt am River großes Glück damit. Selbst hergestellte Brause und ein sooo abwechslungsreiches Kindermenu mit ungekannten Geschmacksexplosionen für unsere Zwei ließen mich als "Bio-Mama" entzücken. Wieso kann kaum ein deutsches Restaurant noch so etwas?! Immer gibt es das selbe Menu-Angebot mit Schnitzel oder Nuggets - dazu kann man meine Meinung ja noch mal im Post "Von Facebook, Wetter und ..." sowie "Smoothie - einfach selbst gemacht" nachlesen...
Also, Fish and Chips sind natürlich in England ein Muss. Aber wenn man sehr gut essen möchte, sollte man also ausländisch essen gehen: asiatisch, italiensich oder französisch / mediterran...
Die alten Pinten mit ihren typischen, meist antiken Einrichtungen hingegen sollte man jedenfalls mal besucht haben.
Wachablösung als Schauspiel im Tower
Gefallen hat mir auch die Mentalität der Berufstätigen, sich abends im Restaurant zum Essen zu treffen... und die der Südengländer, Dorffeste in ihren historischen Puppendörfchen zu feiern. Da ist die Kirche das Kulturzentrum mit angebauter, moderner Toilette, Kunstausstellung und Kuchenangebot. Die älteren Herren führen ihren Trachtentanz auf oder ihre Oldtimer vor. Und alles dreht sich um die Kids.
Die sind übrigens zuvorkommend und interessiert und treten vollkommen ohne Tablet oder Smartphone auf. 
Toiletten habe ich nur saubere erlebt.
Man wird das Gefühl nicht los, dass es doch ein wenig beschaulicher und weniger angestrengt geht. Wenn man in der Bierschlange steht, kommt man ins Gespräch. Der allgemeine Engländer ist aufgeschlossen, etwas neugierig und schnell zu einem Smalltalk bereit. Außerdem ist er offensichtlich gern Dienstleister - und dann zuvorkommend und hilfsbereit. Mit einer Gelassenheit, die ab und an mit dem typisch britischen Humor begleitet wird. Spaß macht das, da Kunde oder Gast zu sein.
Als ich mir in einer Toilette nahe dem Tower nach dem Essen am Waschbecken den Mund ausspülen wollte, kam ganz unbemerkt eine junge Frau - die Toilettendame - zu mir und wies mich darauf hin, dass das Wasser kein Trinkwasser wäre. 
An einem Kartenleseautomaten in der Metro war plötzlich ein Öffnen nicht möglich. Sofort half jemand.
In den Sehenswürdigkeiten, den Gärten des National Trust ist ausreichend Personal angestellt, so dass man den Eindruck hat, die Arbeit macht den Leuten Spaß, es gibt ein gutes Arbeitsklima... Man möchte sich wünschen, dass das auch zukünftig so bliebe.


echte Raben

Und dann ist da noch das Einhorn. Immer und überall ist es mit der Geschichte Großbritaniens verbunden. Als Wappentier ziert es gemeinsam mit dem Löwen die Königshäuser. Es gibt eigenartige, skurrile Darstellungen. Man möchte meinen, die Künstler wußten anfangs selbst nicht, was Ihnen da begegnet war. Wenn ich doch die Geschichte dieses Wesens vor Ort studieren könnte...
Faszinierend für mich, wie ich ohne jegliche Verbindung zur englischen Historie zuvor eines Tages vom Einhorn im Weißen Nachtgarten träumte...
Ich müßte es mal befragen, wann und warum es hier zu uns fand.
Und vielleicht ist dies der Schlüssel zu dem, was mich so stört. 
Im Text über die Suche nach der goldenen Nuss heißt es, es würde das Gute in die Welt bringen und darüber wachen. 
Vielleicht muss ich nur ein wenig mehr Zeit


mit ihm im Garten verbringen, vielleicht ein wenig mehr das Wissen über Feng Shui anwenden und mit der Gelassenheit der Menschen aus Sussex an die Dinge heran treten. Vielleicht würde ich mich, würden wir uns dann nicht ewig gehetzt und rasend fühlen.
Vielleicht...
Rasende Einhörner scheint es jedenfalls nicht zu geben. Besorgte vielleicht, aber keine unüberlegten. 
Was kann man tun, wenn man das Gefühl hat, fremdbestimmt zu leben, vor allem zu arbeiten und nur noch zu hasten:
In die Zeit zurückblicken, in die Geschichte, aus ihr lernen. Ein Stilleben betrachten, malen oder sein.
Oder die Bestimmung an sich reißen. 
Ich bin ein eher agiler, sehr aktiver Mensch. Daher hab ich mir heute gedacht, ich fang mal wieder an, das zu machen, was ich immer schon mal machen wollte. Ein Ergebnis lest Ihr hier. Ein anderes war, dass ich meine neu gekauften Klamotten ausprobiert habe. Und dann habe ich mir Bücher gekauft. Bücher, die meinen Wissensdurst stillen sollen oder meine Interessen neu erwecken, die mir Rat geben oder mein Wissen ergänzen oder

das Wappen am Palast Elisabeths

Anregungen für mein eigenes Buch vermitteln... 
Dabei las ich in der Buchhandlung des öfteren den Begriff "Achtsamkeit" als Buchtitel. Ein schönes, bedeutsames Wort, wenn es dort nicht zur Modephrase würde...
Aber Achtsamkeit ist alles, was man mit dem Wesen des Einhorns in Verbindung stellt. Und dies ist genau jene Tugend, die uns verloren ging. Deshalb die Hast und der Kreativitätsverlust, die Sucht nach Computerspiel und die vielen Sorgen, obwohl wir doch fast im Paradies leben - zumindest geschichtlich betrachtet.
Ein weiser Herr - Ernst Ferstl - sagte einmal: 
"Bereits die Einstellung sich weniger Sorgen zu machen, kann für mehr Freude im Leben sorgen."
Recht hat er. Und weil ich das jetzt so machen werde, wird der nächste und der übernächste und der Post danach vom sorgsamen, achtsamen Umgang mit unserer Lebenszeit handeln. Schöne Beispiele gibt es genug. Freut Euch darauf. Euer HomeWhite

 
 

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