Heute...

...habe ich keine Fotos gemacht.
Ein Spaziergang vor der Arbeit - und das ist ja schon ein besonderer Moment, den ich mir manchmal morgens leisten kann - hat mir viele Veränderungen aufgezeigt. Veränderungen an unserer näheren Umwelt, die mir nicht gefielen. 
Arteserquellen sind eigentlich etwas sehr seltenes. Hier sprudeln sie an vielen Ecken. Letzten Sonntag gingen wir schon zu einer hin, die wir immer mal besuchen. Da sprudelte es milchig grau. Ungewöhnlich. Dann bemerkten wir die vielen Veränderungen. Gebaut wird. Wieder mal ein Wohngebiet. Stadtrandnähe...
Man will in der Natur leben oder nahe dran an den Naturschönheiten! Merkt dabei gar nicht, dass man sie zerstört?
Die alten Bäume am Fluss waren schon länger verschwunden. Da, wo vorher der Biber gesichtet wurde. Nur hatte der sie wohl nicht gefällt....
Heute  war der milchige Sprudel beruhigt. Als kompakte Schicht lag die Ablagerung in der Quelle. Wenige Meter davon war Baggerlärm zu hören und der Eingriff in die ehemalige Flussaue zu sehen. Planieren, Bohren, Baggern. Die Quelle hatte sich also "ausgekotzt", was ihr schwer innelag.
Vielleicht sollten wir unseren Kindern weniger dieser Bagger-Wimmelbücher vorsetzen. Vielleicht könnten sie dann mehr das Gute und Alte vom Neuen aber Kaputten unterscheiden.... Vielleicht besser als wir... Vielleicht ist es dann noch nicht zu spät.

Ging ich also an der anderen Seite der Stadtmauer entlang. Dort war er ja damals schon ganz nahe gewesen - der Nickelkerl...
Hier wird also auch die Aue planiert. Dass hier gebaut wird, war lange klar. Erschreckt hat mich das Ausmaß. Auch der genaue Platz.
Weiß man doch wieder seit den Jahrhunderthochwässern, dass die Flüsse ihre Ausbreitungsgebiete brauchen. Naja, es war ja schon lange kein Hochwasser mehr. Da wird das gern mal vergessen.
Ich hör ihn schon lachen, den Nickelkerl...
Hier spielen die alten Sagen. Hier hat der Sumpf die Angreifer der Stadt geschluckt - die Stadtmauer wird gerade fein manikürt, ein frisch verfugtes Ausstellungsstück, dem Nutzen entrückt - hier taten sich die Seen auf, hier stand die alte Fischerhütte...
In Filmen kann diese Zeit so wunderbar herbeigezaubert werden... Morast und Nebel, düstere Schwaden, uralte Bäume... Wir lieben Sie, diese Phantasien. Vielleicht auch gerade deshalb, weil wir sie schon nicht mehr haben und nur noch aus Erzählungen unserer Alten kennen? Wie märchenhaft. Und wie einfach, da wir imaginäre Welten leben können, die in der Realität schon lange planiert wurden...
Vielleicht aber lebt er da draußen wirklich noch und wird irgendwann die Wasser zum Brodeln bringen und sich wieder Wehrlose holen. Vielleicht nach so langer Zeit - wie in den alten Sagen - mit einem neuen Hochwasser... dieser zähnefletschende Nickelkerl...

Euer Einhorn

 

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